Montagmorgen, 6.50 Uhr. Wie jeden Morgen schaue ich mir die Wetteraussichten für den Tag an, damit ich weiß, wie warm ich mich einpacken muss. -11 Grad Celsius wird angezeigt. Da es sehr lange her ist, dass ich eine so kalte Temperatur erlebt habe, bin ich kurz überfordert, was ich anziehen soll, damit ich nicht erfriere. Eingepackt in mehrere Schichten Klamotten verlasse ich schließlich das Haus.
Der kurze Weg zwischen Haustür und Spind zeigt mir, wie kalt es wirklich ist. Brrrrrrrr. Da ich zurzeit melke, trage ich an den Händen nur Gummihandschuhe. Die Kälte frisst meine Hände auf.
Erste Anweisung im Melkstand: Nichts nass spritzen, da das Wasser sofort gefriert. Normalerweise spritzen wir den Boden, die Wände und die Melkgeschirre nass, damit man später den Dreck wieder leicht entfernen kann. Also treiben wir die Kühe aus dem Stall in den Laufhof. Manche Kühe lassen bereits im Laufhof ihre Milch laufen, die dann auch direkt gefriert.
Als wir die Melkmaschine anmachen, hört sie sich erst sehr seltsam an. Wir beschließen, sie erst etwas warm laufen zu lassen. Nach 10 Minuten hängen wir dann die ersten Kühe an. Ein Melkgeschirr, das nah am Melkstandeingang hängt, saugt gar keine Luft ein und macht auch nicht das pulsierende Geräusch, dass normalerweise ertönt. Das bedeutet, dass es wahrscheinlich eingefroren und nicht einsatzbereit ist. Die betroffene Kuh muss also mit dem davor hängenden Melkgeschirr angehängt werden.
Wir haben uns gefragt, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass das Melkgeschirr einfriert, denn eigentlich müsste die Fußbodenheizung den Melkstand so warm halten, dass es nicht zu eingefrorenen Melkgeschirren führt. Dieser Vorfall hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass die Fußbodenheizung kaputt war.
Auch die Fütterer hatten Probleme mit der Kälte. Morgens wird normalerweise das Wasser von den Kälbern und Rindern gewechselt. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir drei belegte Kälbergruppenboxen und vier belegte Einzelboxen. Das Wasser war in den Eimern komplett gefroren, so dass mit heißem Wasser der Eimer von dem Eis getrennt wurde. Jede andere Vorgehensweise den Eimer von dem Eis zu befreien, ist gescheitert, da dann der Eimer zerbrach. Die Eisskulpturen lagen über mehrere Tage in der Milchkammer, bis sie komplett weg geschmolzen sind.
Ein Problem mit gefrorenem Wasser gibt es auch bei den Schweinen, da deren Wasser sich eigentlich in einem Trog draußen befindet. Die einzige Lösung ist, dass die Futtertröge mit Wasser befüllt werden, nachdem die Schweine ihr Futter aufgegessen haben.
Nach dem Frühstück schieben wir wie jeden Montag, Mittwoch und Freitag die Kacke der Kühe aus dem Laufhof. Aber leichter gesagt als getan. Die Kacke ist einfach fest gefroren.
Zum Laufhof schieben gehört auch, dass man die Gänge zwischen den Kälbergruppenboxen sauber schiebt. An diesem Tag hat man aber nur das weg geschoben, was auf dem Eis lag, denn die Gülle der Gruppen läuft in den Gängen entlang und gefriert sofort.
Leider hatte in der Nacht auch eine Kuh in eine der Badewannen gekackt, die normalerweise als zusätzliche Tränke dienen. Bei wärmeren Temperaturen hätte man die Badewanne einfach schnell sauber gemacht, aber aufgrund der Kältesituation ist dies nicht möglich.
Der Originalbeitrag erschien bei Claras FÖJ auf dem Rathsbacher Hof