Fortschritt im Melken

Fortschritt im Melken

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Nach drei Wochen Melken bin ich mittlerweile relativ gut im Namen lernen. Aber es gibt immer noch drei Kühe, deren Namen ich immer wieder durcheinander schmeiße. Während sie den Melkstand verlassen, fällt mir dann oft der Name ein, da ich die Ohrmarkennummer den Namen zuordnen kann.

Wenn man die Namen der Kühe lernt, macht man auch Bekanntschaft mit den Eigenheiten und den Besonderheiten einiger Kühe. Zum Beispiel gibt es eine Kuh, Serafina, die man laut ansprechen muss und nur an den Strichen berühren darf, da sie sonst einen gezielt tritt. Neele verhält sich ähnlich, sie ist kitzelig. Bei solchen Kühen ist es wichtig, dass man mit der Hand nicht zurückzuckt, sondern genauso ruhig weitermacht, wie man begonnen hat, da man sich gegen den Willen der Kühe durchsetzen muss.

Andere Kühe haben einen toten Strich. Das bedeutet, dass aus diesem Strich keine Milch mehr kommt. Es ist sehr wichtig zu wissen, welche Kuh wo einen toten Strich hat, denn dieser darf auch nicht mehr vorgemolken werden. Wird er vorgemolken, können erneut Keime in den Strichkanal gelangen und im schlimmsten Falle zu einer Euterentzündung führen.

Durchsetzungskraft ist auch gefragt, wenn die Kühe den Melkstand betreten beziehungsweise diesen wieder verlassen sollen. Oftmals hilft es nicht, wenn ich sie anspreche, damit sie sich bewegen, sondern man einmal fester auf ihre Hüfte klopft. Dass man einfach ihren Namen sagt und sie sich dann bewegen, funktioniert nur, wenn die Kühe genug Respekt vor einem haben (und den muss man sich erst verdienen).

Bevor das Melkgeschirr angehängt wird, muss jede Kuh vorgemolken werden. Dabei kann man feststellen, ob eine Kuh Flocken oder Blut im Euter hat. Dies weist auf eine Euterentzündung hin und das Euterviertel kann dementsprechend behandelt werden. Sind die Flocken anfänglich noch klein, kann man das Euterviertel mit einem sogenannten Thermogel eincremen; dieses wirkt auf angehende Euterentzündungen abschwellend. Milch mit Flocken wird nicht in die Leitung gemolken, sondern in eine Kanne, damit man die Milch direkt an die Kälber verfüttern kann. Da die Milch für die Kälber etwa die gleiche Temperatur haben soll, wie als wäre sie aus einem Euter, wird die Milch vor dem Melkstand mit einem Milcherwärmer aufgewärmt.

Die aufgewärmte Milch muss direkt an die Kälber verfüttert werden, da Milch, die schon etwas abgekühlt ist, bei den Kälbchen Durchfall verursachen kann.

Kühe werden auch in die Kanne  gemolken, wenn sie vor wenigen Tagen gekalbt haben. Das Kalb bleibt mindestens 24 Stunden bei der Mutterkuh, danach wird es von ihr getrennt, aber bekommt noch ihre Milch. Das bedeutet, dass die Mutterkuh bis sechs Tage nach der Geburt in die Kanne gemolken wird, damit man die Milch separat dem Kalb verabreichen kann. Dies ist wichtig, da in der ersten Milch wichtige Antikörper für das Immunsystem des Kalbes enthalten sind. Ist das Kalb älter als 6 Tage, bekommt es die Milch der „Kannenkühe“ und die Mutterkuh wird in die Leitung gemolken.


Der Originalbeitrag erschien bei Claras FÖJ auf dem Rathsbacher Hof

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