Seminar in Oberursel (Teil 2)

Seminar in Oberursel (Teil 2)

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Bevor ich über das Programm am Dienstag berichte, wollte ich darauf aufmerksam machen, dass man auch selber seinen ökologischen Fußabdruck ausrechnen kann:

Dienstag, 11. Dezember

Am Dienstagmorgen haben wir eine Exkursion zum Dottenfelder Hof in Bad Vilbel gemacht. Der Dottenfelder Hof ist ebenfalls ein Demeter-Hof, allerdings arbeiten auf diesem Hof mehrere Familien zusammen. 

Für mich war es sehr spannend, einmal alle Bereiche des Dottenfelder Hofes zu sehen, da ich dort ebenfalls zum Probearbeiten war, aber damals nur ein paar Bereiche gesehen habe. Der Dottenfelder Hof ist größer als unserer; es leben dort 80 Milchkühe, 1450 Legehennen und etwa 50 Mastschweine, die allerdings aus eigener Zucht sind, und nicht wie bei uns zugekauft werden Nicht nur in diesem Punkt unterscheidet sich der „Dotti“ von unserem Hof, auch leben dort die Hennen nur ein Jahr, dann werden sie alle geschlachtet.

Ein weiterer großer Unterschied findet sich in der Kälberaufzucht. Die Mütterkühe werden bis 4 Monate nach der Geburt des Kalbes nicht komplett ausgemolken, so dass das Kalb nach dem Melken noch etwas zu saufen hat. Über den Tag verteilt leben Mutter und Kalb getrennt, sie sehen sich nur Morgens, Mittags und Abends für etwa 20 Minuten. Außerdem werden die Kühe nicht in einem Melkstand gemolken, sondern in Anbindehaltung, in der sie gleichzeitig auch gefüttert werden. Zwischen den Fütterungszeiten können die Kühe sich frei im Laufhof und im Tiefstall bewegen. 

Der Dottenfelder Hof hat auch eine eigene Käserei, in der die eigene Milch direkt zu Käse, Sahne und Joghurt verarbeitet wird. Beeindruckend ist der Käsekeller, der sich unter der Käserei befindet. Dort ist die Temperatur und Feuchtigkeit jedes Raumes an die Anforderungen des Käses angepasst, so dass dieser in Ruhe reifen kann. 

Am Nachmittag des gleichen Tages haben wir uns genauer mit biologischer und konventioneller Landwirtschaft auseinandergesetzt.

Das meist gesehene Bio-Siegel ist wahrscheinlich das Blatt aus Sternen auf grünem Hintergrund, dass für EU-Bio steht. Die Kriterien für dieses Siegel sind:

  • keine Gentechnik
  • keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel und leicht löslichen mineralischen Düngemittel -> dafür Anbau weniger anfälliger Sorten
  • Gründüngung durch Stickstoff sammelnde Pflanzen und Einsatz langsam wirkender natürlicher Düngestoffe 
  • Pflege der Bodenfruchtbarkeit durch ausgeprägte Humuswirtschaft
  • Abwechslungsreiche Fruchtfolgen mit Zwischenfrüchten
  • keine chemisch-synthetischen Wachstumsregulatoren/ Hormone
  • begrenzter, streng an Fläche gebundener Viehbesatz
  • Fütterung der Tiere mit ökologisch und möglichst mit selbsterzeugtem Futter, wenig Zukauf von Futtermitteln
  • weitgehender Verzicht auf Antibiotika
  • keine Bestrahlung von Lebensmitteln in ihrer Herstellung
  • starke Einschränkung bei der Verwendung von Zusatzstoffen 

Jeder Bio-Betrieb muss sich einmal pro Jahr von einer unabhängigen Kontrollstelle überprüfen lassen. Die Kontrollstelle bedarf einer staatlichen Zulasssung. Auch die Hersteller von Bio-Produkten müssen sich staatlichen Kontrollen unterziehen und können erst dann das Bio-Siegel auf ihre Produktbeschreibung drucken. 

In Deutschland gehören viele Bio-Betriebe noch einem der Bio-Anbauverbände an. In den Verbänden sind die Regeln strenger als sie in den EU-Mindeststandards beschrieben sind. Als Verbände gibt es zum Beispiel: Naturland, Bioland, demeter, Biokreis, Biopark, Gäa, Verbund Ökohöfe, Ecovin und Ecoland.

Zum Schluss haben wir noch ein kurzes Frage-und-Antwort-Spiel gespielt, das ich hier etwas genauer aufführen werde, da ich es sehr interessant und teilweise auch schockierend finde.

Wie viele Tage lebt ein Masthuhn in konventioneller/biologischer Landwirtschaft?

konventionell: 32 Tage           biologisch: 81 Tage

Wie viele Masthühner dürfen in konventioneller/biologischer Landwirtschaft pro m² gehalten werden? 

konventionell: 23 Hühner/m² im Stall ohne Zugang zum Freiland  biologisch: 10 Hühner/m² im Stall, wobei ein Zugang zum Freiland vorhanden sein muss; jedem Tier müssen darin 4m² zur Verfügung stehen

Wie viel kostet ein konventionelles Ei und wie viel ein Bio-Ei? 

konventionell: 0,11€ – 0,27€       biologisch: 0,23€ – 0,40€

Zu wieviel Prozent müssen Produkte mit dem Bio-Siegel aus Inhaltsstoffen ökologischen Ursprungs bestehen?

zu 95%

Wie oft werden konventionelle Mastbetriebe bezüglich der Tierhaltung kontrolliert?

Unabhängige Kontrollen werden ca. 1 x in 5 Jahren (!!!) vom Veterinäramt durchgeführt.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen „fair gehandelt“ und „ökologisch“ ? 

Während „ökologisch“ Standards für die landwirtschaftlichen Anbaumethoden und auf den Gebrauch von natürlichen Ressourcen beinhaltet, umfasst „fair gehandelt“ Standards für den Handel und das Arbeiten mit Menschen. Natürlich gibt es auch Überschneidungen, aber streng gesehen keinen Zusammenhang. 

Quellen:

Bis demnächst! 


Der Originalbeitrag erschien bei Claras FÖJ auf dem Rathsbacher Hof

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