Seminar in Oberursel (Teil 1)

Seminar in Oberursel (Teil 1)

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Damit das FÖJ als solches anerkannt wird, muss jede/r Freiwillige/r fünf Seminare belegen. Jedes Seminar dauert 5 Tage. Während dieser 5 Tage wird ein bestimmtes Thema behandelt.

Zurzeit findet bereits das zweite Seminar statt; die Themen sind diesmal „Bio-Siegel, Müll & nachhaltiger Lebensstil“. Beim ersten Seminar haben wir das FÖJ an sich und den Träger näher kennengelernt. Außerdem wurden die Themen Umweltpädagogik und die SDGs (Sustainable Development Goals) angesprochen.

Um euch einen besseren Einblick in den Ablauf eines Seminars zu geben, werde ich in diesem und den folgenden Artikel genauer über die Inhalte des zweiten Seminars berichten.

Montag, 10. Dezember

Am Montag sind wir aufgrund des Bahnstreiks erst gegen 11.15 Uhr statt um 10.30 Uhr in der Jugendherberge Heliand in Oberursel eingetroffen. Da ein neuer Teilnehmer in unserer Gruppe ist, haben wir vor dem Mittagessen ein kurzes Spiel zum Kennenlernen gespielt.

Nach dem Mittagessen haben wir dann einen kurzen Film über den ökologischen Fußabdruck als Einführung in dieses Thema geschaut. Anschließend wurden Kleingruppen gebildet, die sich jeweils mit einem Unterthema genauer ausgesetzt haben. Danach kam es zu einem Austausch mit den anderen Gruppen.

Beim ökologischen Fußabdruck werden verschiedene Aspekte, die sich negativ oder positiv auf die Umwelt auswirken, gegenübergestellt.

Zu diesen Aspekten gehören das Angebot der Biokapazität (hier: biologisch produktive Fläche) und die Nachfrage nach natürlichen Ressourcen. Überschreitet das verfügbare Flächenangebot die Nachfrage redet man von einer ökologischen Reserve. Allerdings kann auch der gegenteilige Fall eintreten, dass die Nachfrage nach natürlichen Ressourcen größer ist als die Biokapazität; dann spricht man von einem ökologischem Defizit.

Bei den produktiven Flächen unterscheidet man verschiedene Kategorien:

  1. Ackerland -> Flächen, auf denen Nahrungsmittel & Textilfaser für den menschlichen Konsum angebaut werden und auch Viehfutter
  2. Weideland -> Produktion von Fleisch, Milch, Fellen und Wolle
  3. Fischgründe
  4. Bebautes Land -> Infrastruktur, Transportsysteme, Siedlungen, Industrieanlagen, Stauseen
  5. Wald -> Baumaterial, Brenn-/ Nutzholz – Papierherstellung
  6. Wald als CO2-Absorptionsfläche: Absorption des CO2s von der Verbrennung fossiler Brennstoffe

Manchmal redet man auch von einem CO2-Fußabdruck, der beschreibt wie viel CO2 wir ausstoßen und wie viel davon wieder von Biomasse (Pflanzen) aufgenommen wird. Der CO2-Fußabdruck macht die Hälfte des gesamten Fußabdrucks aus. Heutzutage ist das CO2 nicht mehr komplett aufnehmbar von der Biomasse, da viele Flächen, auf denen Biomasse wachsen könnte, anders genutzt wird (fossile Brennstoffe).

Beschäftigt man sich mit dem Thema genauer, tritt an einer Stelle ein Äquivalenzfaktor auf, der beschreibt die Produktivität einer Fläche im Vergleich zum globalen Hektar. Der globale Hektar (gha) gibt die durchschnittliche Produktivität eines Hektars auf der Erde an. Auch der Ertragsfaktor ist wichtig für den ökologischen Fußabdruck, er beschreibt die jährliche Messung der Produktivität einer Fläche, die sich aufgrund jährlicher unterschiedlicher Einflüsse verändert.

Leider wächst der Konkurrenzkampf zwischen den verschiedenen Arten der Flächennutzung; vor allem zwischen dem Ackerland und der Bebauung.

Oftmals werden auch Angebot und Nachfrage der Ressourcen eines Landes berechnet (Footprint des Konsums). Während der Produktion werden Rohstoffe verwendet. Allerdings wird die Biokapazität, die für die Produktion gebraucht wird, dem Land angerechnet, in dem die Konsumenten das Produkt kaufen.

Jedes Jahr kommt es allerdings zu einem Overshoot. Das bedeutet, dass die Biokapazität übernutzt ist und die Bioressourcen schneller verbraucht werden, als sie sich neu bilden.

Im Jahr 2010 benötigte die Erde ein Jahr und vier Monate um den Verbrauch der Menschheit innerhalb eines Jahres zu generieren.

Mittlerweile kommt es jedes Jahr früher zu dem sogenannten Earth Overshoot Day. 2010 fand dieser am 21. August statt, dieses Jahr war er am 01. August. Der steigende Overshoot ist die Herausforderung des 21. Jahrhunderts.

Allerdings muss beachtet werden, dass im ökologischen Fußabdruck nur die menschliche Nachfrage an Biokapazität berechnet wird, frei lebende Tiere und Pflanzen sind nicht berücksichtigt. Werden Tiere und Pflanzen mit eingerechnet, so gehen nochmal 50% verloren.

Auch wenn der Earth Overshoot Day immer früher stattfindet, ist der Verlust an Biokapazität in reicheren Ländern weniger zu spüren als in ärmeren Ländern, da dort die Menschen direkt von den Leistungen der Ökosysteme abhängig sind.

Morgen geht’s weiter 


Der Originalbeitrag erschien bei Claras FÖJ auf dem Rathsbacher Hof

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